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Radeln, reiten, reisen …

Turf inmitten der Stadt - 150 Jahre Galopprennsport in Leipzig

„Es geht auf den Schlussbogen zu. Planet Pony führt mit etwa zwei Längen vor der aufgerückten Belonia, Mohnblume in dritter Position, außen macht Ahab Boden gut. Planet Pony vor Belonia und Mohnblume. […] Elvis Love Song macht jetzt an Boden gut und ist in Front auf der Zielgerade, die letzten Meter … Elvis Love Song, dann Mohnblume und Schattenqueen … Schattenqueen vor Mohnblume, Ahab schiebt sich vor Mohnblume, Schattenqueen jetzt vor Ahab und Mohnblume … vorn immer noch Elvis Love Song … Sieger ist Elvis Love Song vor Schattenqueen und Ahab, Elvis Love Song gewinnt den ,Preis der Stadtwerke‘, wer hätte das gedacht, Elvis Love Song vor Schattenqueen und Ahab.“

So spannend und mitreißend wie hier ein Ausschnitt aus Clemens Meyers Kurzgeschichte „Von Hunden und Pferden“ zeigt, ist jedes Pferderennen. Immer wieder ist alles offen und ein Sieg scheint für jedermann möglich.
Vor wenigen Jahrhunderten spielte das Pferd im Alltag als Transport- und Lasttier eine sehr wichtige Rolle und war beliebt wie heutzutage das Auto. Erinnern wir uns an die Kutschen und späteren Pferdestraßenbahnen, die früher das Straßenbild Leipzigs prägten. Pferderennen waren die ersten organisierten Sportereignisse und dienen neben ihrem Unterhaltungswert vor allem der Zuchtauslese, denn nur die Besten der Besten gewinnen und werden weiterhin gezüchtet. Die Leipziger Galopprennbahn besitzt als Boden, auf dem die Pferde laufen, eine Grasbahn wie die meisten Rennbahnen in Europa. Lange Zeit war England Hochburg des Pferderennsports, deshalb bezeichnete man früher die Pferderennen mit dem englischen Wort für Rasen: turf. Der Leipziger Turf ist damals wie heute ein Besuchermagnet, insbesondere am ersten Renntag der Saison, dem 1. Mai. In diesem Jahr kamen 15 000 Besucher zum Aufgalopp, während an anderen Renntagen nur zwischen 2 000 – 4 000 Gäste zu erwarten sind.

2013 ist ein besonderes Jahr für den Leipziger Galopprennsport, denn vor 150 Jahren begann die Geschichte des Pferderennsports, nach Berlin, Düsseldorf und Hamburg, auch in Leipzig. Bereits im Jahre 1681 war auf dem Rossplatz in Anwesenheit des Kurfürsten Johann Georg III. ein Pferderennen veranstaltet worden. Es war aber mehr eine Volksbelustigung und noch weit entfernt vom richtigen Pferderennsport. Dessen Geschichte begann am Abend des 7. Mai 1863, als einige pferdebegeisterte Bürger unter dem Vorsitz von Ottomar Spangenberg im Reisseschen Lokal in der Kleinen Fleischergasse 5 den Leipziger Rennklub gründeten. Bereits im September des gleichen Jahres fanden unter regem Publikumsandrang die ersten acht Rennen statt. [...]