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Glamour, Schmalz und Kracher

Zehntes Neujahrssingen, diesmal im Doppelpack

Wenn das nicht der passende Einstiegssong für den Abend im proppevollen Haus Leipzig gewesen ist: „Happy Together“, damit gaben die Leute vom Spizz im Retro-Look mit dem Turtles-Titel aus den 1960er Jahren die Vorgabe. Ein Klassiker, der ebenso jüngeres Publikum mitriss. Glamour, Glück und gute Laune für über insgesamt 2 000 Zuschauer eines Spektakels im Doppelpack. Weil die Veranstaltung 21 Uhr des inzwischen zehnten Leipziger Neujahrssingens der Gastronomen und Medienvertreter bereits am Tag der Ankündigung restlos ausverkauft war, wurde noch eine Schippe draufgelegt, so dass eine zweite Show bereits 17 Uhr über die Bühne lief.

Noch ein Vergleich zum Vorjahr: Herrschten damals Sauna-Temperaturen, die selbst das Bier schnell erwärmen ließen, war diesmal dank einer Belüftung trotz der Fülle im Saal entspanntes Durchatmen angesagt. Ansonsten jedoch gab sich das Publikum dankbar für jede Nummer da vorn auf der Bühne, wurde jeder Beitrag frenetisch bejubelt. Und Mitsingen an markanten Stellen war selbstverständlich. Da haben Tic Tac Toe für die Vodkaria (diesmal ohne Chef Torsten Junghans, dafür René als drittes „Girl“) mit „Ich find dich Scheiße“ es ordentlich krachen lassen, das dem Original in nichts nachstand. Die Nato schickte Katrin und Heiner als Uma Thurman und John Travolta mit passenden Tollen auf die Bühne, die mit dem Chuck Berry-Song aus „Pulp Fiction“ eine wunderbare Performance mit mitreißender Choreografie boten. Da tanzten auch etliche im Publikum mit.

Apropos Tollen. Perücken und Kostümierung setzten den einzelnen Acts noch eins drauf, so etwa auch bei den Jungs für die Moritzbastei, die „Schrei nach Liebe“ von den Ärzten coverten, oder Karolina für das Geyserhaus, die als Sia Furler auftrat. Verkäufer Tommy Bach für die Straßenzeitung KiPPE erschien komplett in Bauarbeiterkluft und ließ trotz seiner Fülle in erstaunlicher Behändigkeit das Bruttosozialprodukt steigen, wie es vor ihm schon Geier Sturzflug in den 80ern getan hat. Tommy, der von den beiden Moderatoren Maike Beilschmidt (wie immer charmant und souverän, Organisatorin des Neujahrssingens) und Mark Daniel (LVZ) als inzwischen „Kult“ ob seines nun dritten Auftritts in Folge vorgestellt wurde, heimste gleich zwei Zugaben ein. „Noch eine weitere Zugabe“, japste Tommy erschöpft, aber glückselig, nachdem er von der Bühne trat, „und ihr hättet mich wegtragen können.“ Ebenso zwei Zugaben gab‘s noch für die gebürtige Schottin Deborah Connolly vom „C’est la vie“, die mit ihrem Auftritt als Cher mit der vielleicht tollsten Perücke des Abends rockte und den Saal bei „If I Could Turn Back Time“ so richtig zum Kochen brachte. Womit wir bei weiteren Debütanten des Neujahrssingens wären. Da gehörten noch Elsterburg mit Mumfords & Sons sowie Chocolaterie mit Brigitte dazu. [...]

[KiPPE-Verkäufer Tommy Bach covert Geier Sturzflug Foto: Philipp Kürschner]