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Der Maître de Plaisir

Auch Leipzig hatte seine Originale. Da waren z.B. der fliegende Händler Seiferts Oscar („Gindersch, gooft Gämme, ’s gomm laus‘sche Zeiden!“) oder die Mundartdichterin Lene Voigt mit ihren unvergleichlichen „Säk’schen Balladen“. Hatte? Leipziger Originale gibt es auch heute noch. In unserer kleinen Serie wollen wir sie vorstellen. Beginnen wir mit dem omnipräsenten Max Laube.

Text & Foto: Björn Wilda


Seine Markenzeichen: Smoking, schwarze Fliege, Nickelbrille. Schnauzer. So steht er in der Gasse zum Zuschauersaal. Noch 20 Minuten bis zur Vorstellung. An Max Laube, der die Tickets kontrolliert und auf die Sitzplätze weist, kommt keiner vorbei. Und fast keiner, für den er nicht einen Spruch parat hat. „Ah, die Damen vom Kegelklub“, hören die vier Angesprochen in gepflegtem Sächsisch. Sie verneinen lachend. Darauf Max: „Ach so, dann sind Sie vom literarischen Quartett.“ So geht es locker weiter. Einen Mittfünfziger, an dessen Revers der Maître mit schnellem Blick einen kleinen Anstecker entdeckt hat, begrüßt er mit: „Wofür haben Sie denn die hohe staatliche Auszeichnung bekommen?“ Da blitzt auch immer eine Portion Schalk durch, die fern aller Plattitüden ist.
Stammgäste und auch Künstler des Varietés begrüßen ihn wie alte Freunde. Seit 22 Jahren ist Max Laube das Gesicht des Krystallpalast Varietés Leipzig in der Magazingasse. Sachsendiva Katrin Troendle, die damals noch auf der Bühne des Varietés stand, hatte ihn dazu bewegen können, 1994 zur Wiedereröffnung des Hauses für eine Show als Empfangschef einzuspringen. Seine Schlagfertigkeit, seine etwas knarzige Stimme, der Dialekt, der Habitus – das alles passte wie angegossen für diese Rolle, für die es keine Ausbildung, kein Studium gab.
„Den Humor hat man oder man hat ihn nicht“, kommentiert Max Laube, der in drei Jahren in Rente geht, seine Berufung. Aber die Lebenswege verliefen zunächst ganz anders. Der gebürtige Connewitzer ging in Taucha zur Schule und machte dann eine Lehre als Elektromechaniker bei Polygraph. Aber auf eigenen Füßen stehen war ihm lieber. Also machte er sich 1981 selbstständig und eröffnete in Gohlis einen WtB-Laden, den er mit seiner damaligen Ehefrau Angelika zunächst betrieb. WtB stand für „Waren des täglichen Bedarfs“. Bei den Laubes gab es also Dinge, die man täglich braucht, benutzt und verspeist. Legendär der „1 A Fleischsalat“, für den schon an der Ladentür mit einem Pappschild geworben wurde, bezogen von einer kleinen Firma in Leutzsch. Weniger 1 A war der Zustand des Eckgebäudes, in dem sich Laden und darüber liegende Wohnung befanden. Ein Trauerspiel in Stein. „Ich hab’s bis zum Ende ausgesessen, war dann noch der einzige Mieter, bis ich vom neuen Eigentümer eine Abfindung kassieren konnte.“ Max blinzelt durch die Brillengläser. [...]