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Ein illustres Leben

Am 29. Januar 2017 wäre Heinz Rammelt 105 Jahre alt geworden. Ein guter Grund, einen Blick auf das Schaffen des vielseitigen Malers und Buchillustrators zu werfen, der als eines der größten Talente seiner Gilde galt. Er dürfte vor allem als Tierzeichner und -maler ein Begriff sein. Durch seine vielen Arbeiten – über 60 Bücher – für Leipziger und Berliner Verlage war er insbesondere in diesen Städten, aber auch international bekannt. Bei Kindern und Eltern wurde er durch seine Bühnenprogramme in ungezählten großen und kleinen Städten des Landes populär. Er wird als bescheidener, freundlicher und temperamentvoller Mann beschrieben, der gern lachte und Groß und Klein gleichermaßen begeistern konnte. Seine unendlich vielen Zeichnungen, seine Illustrationen für Zeitschriften, Zeitungen, Bücher, ja sogar ein Animationsfilm, zeugen von einem ausgefüllten und illustrierten Leben.

Text: Jens Rübner


Heinz Rammelt wurde am 29. Januar 1912 in Leipzig als Sohn der Landschaftsmalerin Käthe Rammelt-Bürger und dem Theater- und Kostümschneider Paul Rammelt geboren. Sein Sohn, Olaf Rammelt, verriet mir im Juli 2016, dass sein Vater zunächst in der Leipziger Münzgasse 2 und später in der Karl-Heine-Villa in Schleußig wohnte, ehe er in den 1930er Jahren bis 1943 nach Berlin-Charlottenburg zog und letztendlich seinen Lebensabend bis zu seinem Tod am 24. Juni 2004 in Dessau verbrachte.

Heinz Rammelt wuchs in einem vielseitig interessierten, kontaktfreudigen und schöngeistigen Elternhaus auf. Bereits als Kind zeichnete er Tiere unter den Eindrücken von Besuchen im Leipziger Zoo. Sein Zeichentalent wurde durch seine künstlerische Familie geprägt und schon früh gefördert. Zahlreiche Skizzen entstanden auch, weil er durch eine schwere Erkrankung der rechten Hand nicht am Sportunterricht teilnehmen konnte. In Absprache mit der Schulleitung nutzte er diese Zeit im Zoo und im Zirkus bei Paula Busch für das Zeichnen von Tierporträts.

Durch das Studium der Tieranatomie kam es zu Kontakten mit Heinrich Dathe und einer späteren Zusammenarbeit mit dem Berliner Tierpark und dem Leipziger Zoo. Das schlug sich in Grafiken für Plakate und Prospekte nieder. Einer der großen Bucherfolge war „Tiere haben das Wort“ von Prof. Karl-Max Schneider – Zoodirektor in Leipzig, mit dem Rammelt dann auch befreundet war. Nach dem Studium an der Akademie der Grafischen Künste Leipzig sowie der Bildenden Künste in München arbeitete er ab 1936 als freischaffender Maler und Grafiker in Berlin und illustrierte für verschiedene Verlage Bücher und Zeitschriften.

Der Schriftsteller Waldemar Bonsels wurde durch seine Arbeiten an den Bilderbüchern mit den Abenteuern von Hannibal und Bambu auf ihn aufmerksam: Er bat Heinz Rammelt um Unterstützung für seinen geplanten Zeichentrickfilm „Biene Maja“, doch die Einberufung zur Wehrmacht unterbrach sein Schaffen. Nach der Entlassung entdeckte ihn der Direktor der 1940 gegründeten Deutschen Zeichenfilm GmbH und engagierte ihn als Hauptzeichner für den farbigen Zeichentrickfilm „Armer Hansi“, der die Abenteuer eines Kanarienvogels schildert. Diese GmbH musste er allerdings verlassen, da er als propagandauntauglich eingestuft wurde. Er wurde verwarnt und zu späterer Zeit zum Tode verurteilt. Geholfen hat ihm zwischenzeitlich die sogenannte „Truppenbetreuung“ mit zeichnerischen Programmen, durch die er aus der direkten Überwachung fiel. Als er abermals zum Kriegsdienst einberufen wurde, half ihm wiederum sein künstlerisches Talent an der Front zu überleben: Ein Generalstabsoffizier, der kunstinteressiert war, konnte ihn aus Russland „herausschleusen“. In dieser Zeit sind wunderbare gezeichnete Zeitzeugnisse von der Bevölkerung und Landschaften entstanden. [...]