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„Je problematischer die Situation, desto mehr Humor sollte man aufbringen“

Jasper Nicolaisen schreibt in seinem Roman „Ein schönes Kleid“ über eine Familie mit zwei Besonderheiten: Zwei Männer nehmen ein Pflegekind bei sich auf. Er begegnet dem Thema mit viel Humor, ohne zu verschweigen, dass es auch mal schwierig sein kann. Das Buch zeigt, dass Familie nicht an Herkunft, Geschlecht und sexuelle Orientierung gebunden ist. Die KiPPE traf sich mit dem Autor zum Gespräch.

Interview: Sandy Feldbacher


KiPPE: Jasper, bitte stell dich kurz vor.
Jasper Nicolaisen: Ich komme aus Berlin und bin Schriftsteller. „Ein schönes Kleid“ ist mein erster Roman, der in einem richtigen Verlag erschienen ist. Außerdem bin ich Übersetzer. Hauptsächlich aus dem Englischen übersetze ich Science-Fictionund Fantasy-Literatur. Dann habe ich noch einen Job, der mich ernährt, mir aber auch Spaß macht: Das ist Erzieher sein in einem Kinderladen. Schließlich mache ich gerade eine Ausbildung zum Familientherapeuten. Eine Familie habe ich auch, nämlich einen Mann und ein Pflegekind. Das war zum Teil Vorbild für das Buch, zum Teil aber auch nicht.

Wie kam es zur Idee und Entstehung des Buches?
Als unser Pflegekind zu uns in die Familie kam, war ich in den Ausläufen einer Psychotherapie und mein Therapeut meinte: „Sie sind doch Schriftsteller, Sie müssen das eigentlich aufschreiben“. Und das habe ich dann gemacht. Erst schrieb ich tagebuchartig über typische Situationen mit dem Kind und versuchte auf lustige Art und Weise zu beschreiben, was da so jeden Tag passiert. Als längeren Essay habe ich meine Erfahrungen dann verschiedenen Verlagen angeboten. Natürlich wollte keiner so etwas machen. Nur der Querverlag hat sich zurückgemeldet und gesagt, sie finden das Projekt und die Schreibweise total gut, sie könnten es aber nur als Roman veröffentlichen. Außerdem müsste die Umarbeitung superschnell gehen, weil sie gerade einen Platz im Programm frei hätten. Das wollte ich mir natürlich nicht entgehen lassen und habe den Text in extrem kurzer Zeit umgeschrieben, wobei ich viel verändert habe. Der Roman hat mit dem realen Leben, das ich aufgeschrieben hatte, nicht mehr allzu viel zu tun.

Worum geht’s?
In dem Buch geht es um zwei Männer – Jannis und Levi –, die gemeinsam ein Pflegekind aufnehmen, das Valentin heißt. Man begleitet die Figuren von der Idee über den Einzug des Kindes, bis es im Kindergarten angekommen ist. Das ist der Handlungsbogen. Dann geht es neben dem Familien- und Pflegekind-Thema auch viel um den Ich-Erzähler und was Kinder mit einem machen: Was man an eigenen Einstellungen überprüfen und wie man sich vielleicht ändern muss, wie man mit einem Kind lebt und was man Neues an sich selbst entdeckt. Hier kommt dann ein schönes Kleid ins Spiel.

An wen richtet sich der Roman?
Einerseits an Eltern und Familien, es ist natürlich auch ein Buch, das queere Leute anspricht, die sich überlegen, Kinder zu haben. Dadurch, dass es ein lustiges Buch ist und eins, das um die Selbstfindung kreist, ist es auch für Leute, die selbst gar keine Kinder haben. [...]