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Köln kam nach Leipzig

Autorin Christina Bacher las zugunsten der KiPPE

Das Leipziger Straßenmagazin betrat Neuland: Zur Buchmesse Ende März präsentierte es sich erstmals mit einer Lesung. Der Anstoß dazu kam allerdings vom Rhein. Die Kölner Journalistin und Autorin Christina Bacher, u. a. auch Chefredakteurin der ältesten Straßenzeitung in Deutschland („Draussenseiter“, gegründet 1992), hatte sich bei einem Treffen deutschsprachiger Straßenzeitungen bereit erklärt, während ihres Buchmesse-Aufenthalts in Leipzig für die KiPPE eine Benefizlesung zu geben.

Text: Björn Wilda & Foto: Sandy Feldbacher


Gesagt, getan, und so war die Szenekneipe Skala in der Gottschedstraße Schauplatz dieser Lesung, die es aufgrund der nahezu überbordenden Fülle des Leipzig-liest-Programms in jenen Tagen trotz Werbung sicher nicht leicht hatte, sein Publikum zu finden. Doch es kam, und es blieb noch Luft zum Atmen, was schon mal andernorts eng bestuhlten Saunagängen gleichkommen kann.

Außerdem lockerte der Leipziger Musiker Markus König mit selbst geschriebenen Liedern diesen Leseabend auf, er fügte sich mit seinen mal melancholischen, mal nachdenklichen und dann wieder humorvollen Songs zur Gitarre kongenial zu Christina Bachers Geschichten ein.
Die gebürtige Kaiserslauterin, die Germanistik und Europäische Ethnologie studiert hatte und zunächst als Pressesprecherin für Verlage tätig war, hat sich mit „Bachers Büro“ eine eigene Textschmiede geschaffen, aus ihrer Feder stammen neben Kinderbüchern oder Ratekrimis auch die „Geschichte vom Klamotten-Heinz“, Bestandteil des von ihr herausgegebenen Buches „Köln trotz(t) Armut“, und aus dem sie in der Scala las. Dazu die Autorin: „Das Buch will Wegweiser sein für alle diejenigen, die übliche Pfade mal verlassen wollen, ein Faible für außergewöhnliche Menschen haben und einen Blick über den Tellerrand wagen.“

Klamotten-Heinz ist ein ungewöhnlicher Zeitgenosse, den es auch hier in Leipzig und andernorts gibt, der sich trotz Armut und fehlenden Obdachs mit Witz, Umtriebigkeit und Chuzpe durchs Leben schlägt. Bacher stellt die fiktive Figur nicht als bedauernswertes Opfer dar, und das ist gut so. Denn wer andere bedauert, blickt von oben herab. Klamotten-Heinz herrscht über die größte Kleiderkammer der Stadt, tritt im Smoking im Jobcenter und beim Betteln in Sack und Asche auf. Das Anliegen bestimmt die jeweilige Kleiderwahl. Das macht 100 Prozent Gewinnsteigerung, wie er kalkuliert. Durch diese Art seines Agierens hält er den Mitmenschen auch einen Spiegel vor. [...]