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Konservieren statt polieren

Nicht alles, was Museen und Sammlungen an Stücken bzw. Objekten beherbergen, bekommen die Besucher zu sehen. Ein Großteil lagert in den Depots und kommt nur zeitweise – z. B. bei Sonderausstellungen – zum Vorschein. Die Depots sind das Reich von Restauratorinnen und Restauratoren. Nicht anders geht es zu im GRASSI Museum für Angewandte Kunst mit seinen Artefakten von Kunsthandwerk, Design, Keramik, Skulpturen, Bildern, Möbeln usw. Viele sind mehrere Jahrhunderte alt, bis zurück nach Altägypten. Der Aufwand ist groß, um all die Stücke zu erhalten. Wir konnten einen Blick hinter die Kulissen werfen und Restauratoren über die Schulter schauen.

Text & Foto: Björn Wilda

Der Gang in die Depots mit Werkstatt ist wie eine Reise in eine andere Welt und verlangt Orientierungssinn. Dipl.-Restaurator Kay Draber übernimmt die Führung. Er selbst ist zuständig für den Bereich Metall, daneben gibt es noch die Bereiche Glas/Keramik sowie Möbelrestaurierung. „Wir sind Allrounder“, bemerkt Kay Draber, „und sind gleichzeitig hochspezialisiert.“ „Wir“ – damit meint er die drei Restauratoren, die zu den insgesamt 30 Mitarbeitern des Museums gehören, dazu Volontäre, Bufdis und Praktikanten.
Durch die prüfenden Hände geht organisches und anorganisches Material, und viele Räumlichkeiten muten an wie Labore: Mikroskope, Leuchten, Essenzen, Chemikalien, Pinzetten, Pinsel, Reinigungsmittel. In einer dieser Räume stoßen wir auf Dipl.-Restauratorin Ilona Faust. Sie ist gerade damit beschäftigt, eine Jugendstilvase aus Glas und Metall zu prüfen. Mit einem Skalpell entfernt sie überschüssigen Klebstoff. Die äußerste Vorsicht der Restauratorin hat ihren Grund: Die Vase war mehrfach gebrochen und wurde geklebt. „Das Objekt ist für eine kommende Ausstellung bestimmt“, erklärt Ilona Faust noch. Damit meint sie die Schau, die unter dem Titel „Beflügelndes Fieber. Jugendstil im Grassi“ am 4. November eröffnet wird.

Neben ihrem Arbeitstisch warten noch andere Stücke auf ihre Bearbeitung, darunter Bruchstücke von bemalten Keramikplatten byzantinischen und italienischen Ursprungs. Arbeit jedenfalls gibt es genug. [...]