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Das Jubeljahr

Jubeln ohne Ende… - Wie Leipzig 2015 aus dem Feiern nicht mehr rauskommt

Eine typische Leipziger Eigenschaft ist der Größenwahn. Es ist die Art der Stadt, in Dimensionen zu denken, zu planen und zu bauen, wie es eigentlich einer Weltmetropole zukommt. Oder anders herum: „Ich komme nach Leipzig, an den Ort, wo man die ganze Welt im Kleinen sehen kann.“ So sagte es Gotthold Ephraim Lessing, der für zwei Jahre an der Pleiße studierte.
Nun also auch weltmeisterlich feiern. Weil in diesem Jahr ein Jubiläum das andere jagt. Doch statt dass wir von der Leipziger Straßenzeitung jedes dieser Jubiläen in einzelnen Ausgaben zum jeweiligen Titelthema machen, haben wir uns gedacht, sie gleich in unserer ersten Ausgabe 2015 alle in einen Topf zu werfen, damit bei uns für den Rest des Jahres Ruhe damit ist.


1 000 Jahre Leipzig
Die etwas älteren Leipziger werden sich sicher noch erinnern, dass 1965 ganz groß 800 Jahre Leipzig gefeiert wurde. Wie kommt es nun, dass wir fünfzig Jahre später schon auf 1 000 Jahre anstoßen sollen? Nach der allgemeinen Relativitätstheorie vergeht die Zeit auf der Erdoberfläche langsamer als im fernen, näherungsweise gravitationsfreien Weltraum. Wir kennen das Phänomen aus Science Fiction Filmen. Hatte Einstein nun geirrt? Vergeht die Zeit auf der Erde (konkret in Leipzig) doch schneller als anderswo?

Die Stadt mag gedacht haben: 800 Jahre Leipzig sind bereits begangen worden. Bis zur 1 000-Jahr-Feier sind‘s noch 150 Jahre. Hm, zu lang zum Warten. Feiern wir doch schon eher. Und so zog man die Jahreszahl 1015 aus dem Zylinder. In jenem Jahr verewigte Bischof Thietmar von Merseburg den Ort „urbs libzi“ in seiner Chronik. Es war die Ersterwähnung von Leipzig. Da war es noch nicht mal ein Ort, sondern nur eine einfache Burganlage auf dem Hochufer der Elster- und Pleißenaue (am Matthäikirchhof). Erst das Jahr 1165 gilt als Gründungsjahr der Stadt, als sie das Stadt- und Marktrecht erhielt.
Alles klar?

Längstes Bürgerfest
Nun also 1 000 Jahre der Ersterwähnung. Genau am 20. Dezember 1065 soll der alte Thietmar seine Feder über das Pergament gekratzt haben, um von einem „Ort bei den Linden“ zu berichten.
Doch deshalb erst am Jahresende feiern, wenn es kalt und dunkel ist? Da will die Stadt nicht kleckern, sondern klotzen. So werden „in Leipzig und der Region so viele Events wie noch nie zu einer stadtumspannenden Veranstaltung verbunden“, wie im Internetportal der Stadt zu lesen ist. Der Bürgermeister und Beigeordnete für Finanzen, Torsten Bonew, wurde durch den Stadtrat als „Leipzig 2015 Beauftragter“ berufen. Dessen Büro hat sich schon allerhand ausgedacht. So kann am Längsten Bürgerfest jedes Fest – egal wie groß und zu welchem Thema – den „1 000 Jahre“- Staffelstab übernehmen. Nur zusätzlich kosten darf es nicht. Interkulturelle Feste können ebenso mitwirken wie Jahrmärkte, Kinderfeste oder Sportveranstaltungen. Von April bis in den Herbst hinein soll so nach den Vorstellungen der Veranstalter „das Längste Bürgerfest, das die Region bislang gesehen hat“, über die Bühne laufen. Los geht es mit einem Bürgerball am 30. April im Neuen Rathaus. [...]