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Pubertät: Fakten und Tipps zu einer spannenden Lebensphase

Die Tochter meiner Schwägerin ist zwölf. Sie lebt in einer anderen Stadt und ich sehe sie in größeren Abständen. Im vergangenen Sommer trug sie ein sanft wehendes Kleid aus feinem hellblauem Stoff. Mit ihren langen blonden Haaren sah sie aus wie eine Fee. Daran erinnerte ich mich, als ich im Dezember für sie ein Weihnachtsgeschenk kaufte: ein Feenarmband mit süßen bunten Anhängern zum Selbstbasteln. Als sie dann Weihnachten in der Tür stand, trug sie ihre Haare um einiges kürzer, war komplett in schwarz gekleidet und hatte schwere Stiefel an den Füßen. Mein verblümtes Geschenk hat sie entsprechend verhalten aufgenommen. Jetzt verstehe ich, warum Jugendliche häufig Geld geschenkt bekommen – die Verwandten wollen nichts falsch machen. Denn die Pubertät ist für alle Beteiligten eine verwirrende Phase.

Kürzlich veröffentlichte das Magazin der Süddeutschen Zeitung eine nicht ganz ernst gemeinte Grafik zu diesem Thema: Unter dem Titel „Rätsel Pubertät“ zeigt ein Säulendiagramm an, welche Dinge Eltern an ihren pubertierenden Kindern im prozentualen Verhältnis nicht verstehen. Es umfasste die Fragen „Was sie denken, wollen, anziehen und reden“. Und der Anteil des Nichtverstehens war in allen vier Fällen mit 100 % angeben. Doch warum ist das so? Um dieser Frage zu klären, suche ich im Internet nach Antworten und finde sie auf einer Schweizer Seite mit dem Titel „Pubertät verstehen“. Hier finde ich zwölf Thesen zur Pubertät, die Licht ins Dunkel bringen sollen. Doch zunächst überraschen mich die Ausführungen des Psychologen Werner Stangl auf einem anderen Online-Portal, der dort erklärt: Jugend und Pubertät werden erst seit dem 19. Jahrhundert als eigenständige Lebensphase angesehen. Zuvor wurden Kinder von Bauern oder Handwerkern früh von ihren Eltern mit ins Arbeitsleben eingebunden. Zeitig mussten sie Verantwortung übernehmen. Die Kindheit fand häufig ein schnelles Ende, auf das umgehend das Erwachsenenalter folgte. Während der Industrialisierung waren mehr und mehr komplexere Fähigkeiten gefragt, und eine systematische Ausbildung von Kindern und Jugendlichen in der Schule und berufsschulischen Einrichtungen begann. Erst diese neu eingeschobene Phase von Schulzeit und Ausbildung ermöglichte es Kindern und Jugendlichen, sich mit ihren physiologisch-biologischen und den damit korrelierenden psychischen und sozialen Entwicklungen auseinanderzusetzen. Und das ist gut so. [...]