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Räume für Freizeit

So oft wie möglich im Treff - Wo und wie sich Kinder und Jugendliche aufgehoben fühlen

An diesem Nachmittag ist ein Tischtennisturnier an zwei Platten angesagt. Schon lange davor gleicht der hohe Raum einem Bienenstock. Wir sind zu Gast beim Stadtteilzentrum Messemagistrale (SZM) mit seinem Offenen Freizeittreff.

Flüchtlingskinder willkommen
Immer mehr Kinder und Jugendliche von der benachbarten Neruda-Schule und dem Reclam-Gymnasium sowie auch Kids aus anderen Stadtteilen, etwa aus Reudnitz, trudeln ein. Und jetzt haben die Betreuer wie Dorit Müller und Mike Schneider alle Hände voll zu tun. Doch von Hektik keine Spur. Sie kennen das alltägliche Procedere nach Schulschluss, wenn die jungen Gäste den Freizeittreff erobern. Weil diese sich hier aufgehoben fühlen.
Die Tischtennisplatten sind aufgebaut, und nun herrscht Aufregung bei der Bildung der gegnerischen Paare. Tarik* und Murad*, die gerade hinzugekommen sind, gefällt das nicht so sehr, sie hätten lieber weiter Tischfußball gespielt und wenden sich mit fragenden Augen an Dorit. „Nein, dafür reicht der Platz jetzt nicht, aber nach dem Turnier könnt ihr spielen, okay?“, sagt die Sozialarbeiterin bestimmt.

Keiner wird gezwungen, an dem Turnier teilzunehmen, es gibt im Freizeittreff (Träger ist der Bürgerverein Messemagistrale Leipzig e.V.) genug andere Gelegenheiten, sich zu beschäftigen. Im Foyer üben sich zwei Zehnjährige beim Billard. In der Sofaecke im hinteren Teil des Raumes haben sich u.a. Sabira* und Layla* zurückgezogen, beobachten erst still vor sich hinlächelnd das Treiben an den Platten und kramen dann im Regal nach Brettspielen. Deutsch können sie kaum, eine Dolmetscherin, die ehrenamtlich im Treff arbeitet, steht zur Seite. Die beiden zehnjährigen Mädchen waren mit ihren Eltern nach ihrer Flucht aus dem Irak vor zwei Monaten nach Leipzig gekommen und besuchen seit einem Monat täglich das SZM. Jetzt sind sie in einer Schule untergekommen, wo sie Deutsch lernen, Sport treiben und Zeichnen können. Der Anfang ist gemacht, um hier anzukommen.
Seitdem die alte Neruda-Schule gleich nebenan zu einer Flüchtlingsunterkunft wurde, sind viele Kinder von dort inzwischen Stammgäste des Treffs. Auch die Eltern schauen vorbei und zeigen sich dankbar. Geschäftsführerin Uta Knospe: „Unsere neuen Gäste sind eine große Bereicherung, und wir sind schon längst dabei, eine gemeinsame Sprache zu finden.“ Was natürlich nicht allein mit Vokabeln zu tun hat. Es ist das Miteinander, das verbindet.

Trotzdem beginnt natürlich vieles mit der Sprache. Ein Begriff, den schon die Allerjüngsten sofort aufgesogen haben ist „Wassereis“. Die vielfarbige Leckerei aus dem Tiefkühlfach ist heißbegehrt, ständig muss nachgefüllt werden.
Erneut muss Dorit Müller ins Fach greifen, eine Hand streckt sich ihr entgegen, die Augen des kleinen Mädchens strahlen. Eine ganz besondere Aktion ist das Kochen. Dorit berichtet: „Kürzlich haben wir ein Kochduell mit zwei Teams veranstaltet. Jedes Team hatte für die Zutaten 20 Euro zur Verfügung. Da gab es dann Lasagne, Gurkensalat, als Dessert selbstgebackene Kekse und anderes Backwerk vom Blech. Selbst die Eltern hatten ihren Spaß dabei, anschließend wurde gemeinsam gegessen.“ Für Chefin Uta Knospe und ihren Mitstreitern ist es wichtig, dass die Eltern mit eingebunden werden und sich untereinander kennenlernen können. Das schaffe Vertrauen und Hilfsbereitschaft. [...]