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Dunkel. Dreckig. Reudnitz.

Gespräch mit dem Leipziger Stadtteil-Blogger Martin Meißner

In einem Hipster-Espresso-Café in Reudnitz – zwei Dinge, die man bis vor kurzem noch nicht gemeinsam in einem Satz erwähnt hätte – treffe ich mich mit dem Blogger Martin Meißner. In seinem Blog „Dunkel. Dreckig. Reudnitz.“ berichtet er, der gerade eine Ausbildung zum Büromanager macht, mit einer guten Portion Humor über den Stadtteil und aktuelle Entwicklungen darin. Gleichzeitig engagiert sich Meißner für ein weltoffenes Leipzig, wofür er angefeindet, bedroht und sogar angegriffen wurde.

KiPPE: Was ist Reudnitz für ein Stadtteil, wie würdest du ihn charakterisieren?
Martin Meißner: Reudnitz ist ein Stadtteil im Wandel. Es hatte immer ein schmutziges Image. Früher bin ich hier nur durchgefahren. Dabei dachte ich immer: Oh nein, das Ghetto! Das war der Ruf, den Reudnitz hatte. In einer Stadtteilserie im Kreuzer vor ein paar Jahren wurde geschrieben, wie normal und durchschnittlich Reudnitz sei und dass es keine Galerien und Cafés geben würde. Aber danach zogen immer mehr junge Leute hierher, und mittlerweile ist es ein klassisches Studentenviertel mit veganem Späti und Hipster-Cafés, was noch nicht absehbar war, als ich 2009 hierher gezogen bin. Es geht aufwärts mit dem Viertel, es wird viel gebaut. Auf der einen Seite freut man sich, auf der anderen haben viele auch Angst vor Gentrifizierung.

Wie bist du darauf gekommen über Reudnitz zu bloggen?
Den Slogan „Dunkel. Dreckig. Reudnitz.“ habe ich aus einem Video übernommen. Ich glaube, das hatte ein Kunststudent hier gedreht und den Spruch auch auf die Straße gesprüht. Das fand ich passend im Sinne von: Das ist der Ruf des Stadtteils, mit dem man auch spielen kann. Vor drei Jahren habe ich dann eine Facebook-Seite gegründet, die von immer mehr Leuten gelesen wurde. Ein Jahr später habe ich zusätzlich einen richtigen Blog gemacht und es wurde immer lustiger – es macht natürlich mehr Spaß, wenn man ein größeres Feedback bekommt von teilweise sehr begeisterten Leuten.

Wie entstehen deine Postings?
Das ist alles mehr oder weniger Zufall. Am Anfang dachte ich, ich brauche einen roten Faden, aber es hat sich davon wegentwickelt. Jetzt ist der Blog meine Spielwiese mit Sachen, auf die ich gerade Lust habe. Es muss auch nicht immer auf Reudnitz bezogen sein. Wenn es ein Thema ist, das mir wichtig ist, schreibe ich darüber und nutze das Forum, das ich habe. [...]