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Angekommen in Leipzig

Brennpunkt: X = Integration - Ein Theaterprojekt verbindet und wirbt für Mitmenschlichkeit

An einem sommerlichen Mittwoch im Mai besucht Petra Köpping (SPD), Sächsische Staatsministerin für Gleichstellung und Integration, eine noch frühzeitige Probe des Theaterstücks „Brennpunkt: X“. Unter der Regie von Jörg Wesemüller erarbeitet ein Ensemble aus elf Geflüchteten und fünf Schauspielern anhand dessen gemeinsam Szenen zum Thema Flucht. Ausgangspunkt sind die Geschichten von Deutschen und Geflüchteten angesichts der aktuellen Flüchtlingssituation. Petra Köpping hat die Schirmherrschaft für das Projekt des Theaters der Jungen Welt übernommen.

Der Probenraum am Plagwitzer Bahnhof ist sonnendurchflutet und zusätzlich mit Scheinwerfern beleuchtet, das Bühnenbild wird mit einfachen Hilfsmitteln angedeutet. Die Atmosphäre ist vertraut, locker, offen und freundlich. Der Intendant des Theaters der Jungen Welt, Jürgen Zielinski, ist auch anwesend, obgleich er sich, wie er sagt, normalerweise Stücke im Probestadium von nur zwei Wochen wie bei „Brennpunkt: X“ noch nicht ansehe. Dennoch ist er stolz auf das Projekt, es verdeutliche in besonderer Weise das Selbstverständnis und Konzept seines Theaters als Ort der Vielfalt, gerade in der aktuellen Spielzeit mit dem Motto „Lust auf Anders“: „Ein aufregender und besonderer Prozess der partizipativ mit Flüchtlingen und Profischauspielern mit einem tollen Regieteam begangen wird, steht für gelebte integrative (Theater-)Praxis und ist somit weit mehr als ‚nur‘ eine künstlerische Theaterproduktion“, sagt Zielinski.
Dass das Theater der Jungen Welt ein Ort der Vielfalt ist, wird sich auch sprachlich auf der Bühne widerspiegeln. Gesprochen werde neben Deutsch und Englisch auch die Muttersprachen der geflüchteten Laiendarsteller aus Syrien, Marokko, Eritrea, dem Irak, Tunesien und Pakistan. Eine ebenfalls mitspielende Dolmetscherin vermittelt zwischen Darstellenden und Publikum.
Bevor die Probe beginnt, gibt es Musik, die auch im gesamten Stück eine wichtige Rolle spielen wird. Ein traditionelles syrisches Duo mit orientalischen Zupfinstrumenten spielt gemeinsam mit einem marokkanischen MC und einem deutschen Kontrabassisten. Genau das sei es, was Regisseur Jörg Wesemüller anstrebe: „Verschiedene kulturelle Einflüsse sollen sich auf der Bühne begegnen und die neue Situation in Deutschland abbilden – die Veränderungen in der Gesellschaft, die tollen neuen Impulse, aber auch die Herausforderungen. Der Grundgedanke des Stücks ist: Wie gehen wir in Deutschland mit Geflüchteten um? Was ist schwierig, toll oder witzig? Und vor allem: Was sind das für Menschen?“ Der Regisseur erzählt, dass das Team des Theaterprojekts in den vergangenen 14 Tagen fast nur geredet und sich gegenseitig kennengelernt habe. Die Vertrautheit zwischen den Darstellenden ist spürbar. [...]