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Schulen gegen Diskriminierung

Die Ruth-Pfau-Schule liegt im äußersten Südwesten von Leipzig. Das Berufliche Schulzentrum der Stadt Leipzig bildet junge Menschen in den Fachbereichen Gesundheit und Sozialwesen aus. Hier treffe ich fünf Leute aus dem zehnköpfigen Team von „Schule ohne Rassismus“. Die Gruppe organisiert gerade Projekttage zum Themenkomplex Rassismus und anderen Formen der Diskriminierung, die am 10. und 11. April an der Schule stattfinden.
Zum bundesweiten Netzwerk „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ zählen mehr als 2 000 Schulen und Bildungseinrichtungen. Es unterstützt Kinder und Jugendliche dabei, durch konsequentes Handeln und Projekte, das Klima an ihrer Schule aktiv mitzugestalten. Um eine „Schule ohne Rassismus“ zu werden, müssen mindestens 70% aller Schüler/innen und Mitarbeitenden dafür unterschreiben, sich künftig gegen jede Form der Diskriminierung zu stellen. Ich sprach mit Martin Scheiblich und Sebastian Domsgen, zwei Mitgliedern des Teams.

Interview: Sandy Feldbacher & Foto: Lukas N./Lichfaenger


KiPPE: Welche Ausbildung absolviert ihr hier an der Schule und wie seid ihr auf das Projekt „Schule ohne Rassismus“ aufmerksam geworden?
Martin Scheiblich: Ich habe letztes Jahr meine Ausbildung zum Sozialassistenten angefangen und war gleich begeistert von dem Schild „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, dass am Eingangstor hängt. Zunächst wusste ich aber gar nicht, was das eigentlich bedeutet. Als Klassensprecher erfuhr ich im Schülerrat von dem Projekt und hatte sofort Lust, mich einzubringen.
Sebastian Domsgen: Ich mache eine Ausbildung zum pharmazeutisch-technischen Assistenten, bin Klassensprecher meiner Klasse und Schülerratsvorsitzender. Unsere Ethik- und Deutschlehrerin Martina Schroeter hat mich auf das Projekt angesprochen und gesagt, dass das wieder aktiviert werden müsste. Sie hat es vor zwei oder drei Jahren gemeinsam mit einer ehemaligen Schülerin ins Leben gerufen und betreut es seitdem zusammen mit einem anderen Lehrer. In den letzten Jahren war es allerdings etwas rückläufig gewesen. So bin ich da reingerutscht. Seitdem versuchen wir, dieses Schild am Eingang wieder mit Inhalt zu füllen, damit die Schülerinnen und Schüler merken, da passiert auch etwas.

Was war eure Motivation, euch in diesem Projekt zu engagieren?
M.S.: Ich bin politisch interessiert, gerade was diesen Bereich betrifft. Ich bin der Meinung, dass rassistischen oder anderweitig diskriminierenden Einstellungen oder „Meinungen“ kein Raum gegeben werden sollte und wenn sie auftauchen, sollte man argumentativ oder präventiv mit Veranstaltungen dagegen vorgehen.
S.D.: Das sehe ich genauso. Ich war schon immer gegen Rassismus, das wurde mir durch meine Familie vermittelt, weshalb ich es auch gut fand, dass es so ein Projekt an der Schule gibt. Die Motivation dafür ist einfach da, ich kann mir gar nicht vorstellen, dass es nicht so ist.

Gab oder gibt es Probleme mit Diskriminierung an eurer Schule?
M.S.: Wir hatten vor kurzem den Fall, dass Schmierereien auf einer Bank aufgetaucht sind, die eindeutig rechtsradikal waren, also unmissverständliche Thesen vertreten haben und explizite Symboliken zeigten. Es gibt auf jeden Fall Arbeit und Sinn für das Projekt. Es ist auch eine multikulturelle Schule.

Gab es auch negative Reaktionen auf euer Projekt?
S.D.: Unserer Gruppe gegenüber noch nicht. Bei einer Klassensprecherversammlung wurde mir allerdings mal erzählt, dass Schüler/innen geäußert hätte, dass sie „so einen Scheiß“ nicht brauchen. Es gibt schon negative Reaktionen, aber keine, die uns persönlich erreicht hätten. Wir haben das immer nur über Dritte gehört. Wir hoffen, dass wir diese Leute mit dem, was wir machen, zum Nachdenken anregen können.
M.S.: In meiner Klasse ist keiner offen rechts, aber in Gesprächen fallen schon mal als lapidar wahrgenommene Kommentare, die Menschen ausgrenzen oder rassistische Ressentiments enthalten, was den Leuten in dem Moment vielleicht gar nicht so bewusst ist. Ich versuche dann immer eine Diskussion darüber anzuregen, wodurch ich auch öfter mal auf Ablehnung stoße. [...]