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Aufgeben kam nie in Frage

Ich lernte KiPPE-Verkäufer Manfred bei einer Andacht im Café der Begegnung der Nikolaikirche kennen. Ein vom Leben gezeichneter Mann und doch voll Freude und Lebensmut.

Text: Heiko Rotter & Foto: Enrico Meyer


Als einer von etwa 60 Verkäuferinnen und Verkäufern des Leipziger Straßenmagazins steht der 65-jährige Manfred in Leipzig-Schönefeld und verkauft seit einem halben Jahr die KiPPE. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht bietet er das Magazin höflich zum Kauf an. Oft muss er sich hinsetzen, da er an Rückenschmerzen leidet. Er hat seine Freude am Verkauf, denn dieser gibt ihm etwas Achtung zurück. Das Leben von Manfred war nicht immer einfach, aber er gibt nicht auf.

Seinen erlernten Beruf als Technischer Zeichner kann er seit einer aufkommenden Sehbehinderung nicht mehr ausüben. Anstatt sich abzuschreiben, arbeitete er in den verschiedensten Bereichen, wie zum Beispiel im Gartenbau und als Lagerarbeiter. Später zog es ihn aus dem Schwabenland, wo er geboren wurde, in die Nähe von Bielefeld, wo er eine Bibelschule besuchte und nun in der Kinderarbeit tätig war. „Es war schon als Kind mein Wunsch, als Pastor oder Schlagersänger zu arbeiten”, erzählt Manfred. Eine depressive Störung, die er nicht als gegeben hinnehmen wollte, brachte ihn dazu, nach dem Verlust seiner Arbeit in das interessante Berlin zu ziehen. „In Berlin da tobt das Leben, dachte ich”, so Manfred, „doch es kam alles ganz anders. Ich wurde obdachlos und lebte vom Geld des Sozialamtes.” Wie er so eine ganze Weile auf der Bank geschlafen hatte und kämpfte, um über die Runden zu kommen, lernte er eine Frau kennen und zog bei ihr ein. Auch mit einer Arbeit klappte es wieder: Er fand eine Stelle im Büro des Grünflächenamts in Berlin-Kreuzberg. Die Beziehung hielt allerdings nicht lange und er landete wieder auf der Straße. Inzwischen war die Berliner Mauer gefallen und eröffnete Manfred neue Perspektiven: Es verschlug ihn nach Ostberlin, nach Köpenick. „Die Geschichten vom Hauptmann kenne ich sehr gut”, sagt Manfred mit einem Lachen.

Eine Reise bescherte ihm eine sehr nette Begebenheit und ein ganz besonderes Glück: Manfred lernte seine spätere Ehefrau im Zug kennen. Sie war gerade auf dem Weg nach Kronach zu ihrer Tante. „Es war ein schönes Kennenlernen, wie ich es nicht wieder erlebte. Wir verstanden uns sofort und unsere Liebe war von Harmonie geprägt”, so Manfred. [...]