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Ein Herz für die Bäume

Eine ausgewogene und funktionierende Umwelt gründet auf der Vielfalt der Ökosysteme, der genetischen Vielfalt und dem Reichtum an Arten bei Tieren, Pflanzen, Pilzen und Mikroorganismen. Intensiv betriebene Landwirtschaft, aber auch die Versiegelung in Großstädten gefährden die Artenvielfalt. Auch durch gefällte Bäume. Aber es gibt Leute, die sich nicht damit abfinden und handeln.

Text: Björn Wilda/Thomas Reininger & Foto: Uschi Dreiucker_pixelio


Immer, wenn in Leipzig und Umgebung das Geräusch von Motorsägen zu hören ist, dann können wir davon ausgehen, dass wieder einmal Bäume verschwinden und aus kleinen städtischen Oasen Kahlschlagzonen werden. Jeweils zur Herbst- und Winterzeit, wenn „Saison“ ist, rattern sehr oft die Sägen – zuletzt beobachtet u.a. am Westplatz, an der Friedrich-Ebert-Straße, neben dem Felsenkeller, an der Salomonstraße…
Es sind Baulücken und andere freie Flächen mit Grün, die nach und nach verschwinden. Eine zweischneidige Sache: Städte mit ungebrochenem Zuzug wie Leipzig oder auch Markkleeberg brauchen Wohnungen, brauchen Platz für Schulen und Kitas, benötigen Versorgungseinrichtungen und Verkehrsflächen. Doch genauso wichtig sind innerstädtische, bewachsene Brach- und Grünflächen zum Durchatmen, sie sind Rückzugsgebiete für Tiere und Pflanzen, sie schützen vor Straßenlärm und sie begünstigen das Klima. Gerade der letzte Sommer hat Großstädte zu Backöfen gemacht, die uns zu schaffen machen. Der nächste Sommer kommt bestimmt…
Es gibt genug betroffene Anwohner, die sich darüber ärgern und denen die Gegenmaßnahmen seitens der Kommune nicht genug sind. Das sind laut Aussage des Amtes für Stadtgrün in Leipzig zwischen 700 bis 1000 Baumpflanzungen im Jahr. Zu wenig. Es scheint schon fast zu spät für eine Umkehr.
Doch dann gibt es eben auch Menschen, die von sich aus Spaten und Gießkanne in die Hand nehmen und sich uneigennützig für Natur und Umwelt einsetzen. Klaus Urbanski aus Markkleeberg ist so einer. Die Weichen für sein Engagement wurden schon in seiner Kindheit gelegt. Klaus Urbanskis Eltern waren sehr naturverbunden. Eine alljährliche Harzwanderung gehörte dazu. Als Kind entdeckte er im Garten einen Kastanienkeim. Heute ist aus der Kastanie ein stattlicher gesunder Baum geworden. Im Betriebsferienlager Johanngeorgenstadt entdeckte der damals Siebenjährige Fichtenkeimlinge im Moos. Auf seinem elterlichen Grundstück wachsen heute zwei große Fichten, „da bin ich heute noch stolz“, sagt Urbanski. Seit diesen Erlebnissen hat er schon unzählige Bäume gepflanzt. Inzwischen seit vier Jahren in Rente hat der ehemalige Tontechniker angesichts der vielen Fällungen seine Bemühungen noch einmal verstärkt. Er pflanzt Bäume nur dort, wo in voraussichtlich hundert Jahren die Bäume immer noch stehen können. [...]