logo2016

Ein Tag auf dem Hauptbahnhof

Täglich wird der Leipziger Hauptbahnhof von rund 120 000 Reisenden und Besuchern frequentiert. In der kommenden Hauptreisesaison dürften es wieder ein paar mehr werden. Dieser Bahnhof mit seinen 22 für den Reiseverkehr genutzten Bahnsteigen, einem Museumsgleis, dem City-Tunnel, dem 270 Meter langen Querbahnsteig, dem Parkhaus sowie den unterirdischen Promenaden mit seinen rund 140 Geschäften, Restaurants und Dienstleistern ist eine Stadt in der Stadt. Auch für Gestrandete. Die KiPPE war an einem ganz normalen Reisetag hier unterwegs, um zu sehen, was so alles in dem Hauptbahnhof, der mit einer überdachten Fläche von fast 84 000 Quadratmetern noch immer der größte Kopfbahnhof Europas ist, passiert.

Text: Björn Wilda & Foto: Dagmar Franke


Querbahnsteig, am Servicepoint, 09:00 Uhr: Am Counter herrscht Kommen und Gehen, Reisende bitten um Auskunft. Mitarbeiterin Karin S.: „Die Leute fragen nach allem Möglichen, häufig auch, wo es zu den Toiletten geht.“ Jetzt wollen Reisende wiederholt wissen, ob die Platzkarten auch für den kommenden Ersatzzug nach München Gültigkeit haben. Antwort: „Leider nein, für Ersatzzüge gelten die Reservierungen nicht mehr. Bitte wenden Sie sich dann ans Zugpersonal.“ Wenn gegen 19 Uhr der Berufs- und Pendlerverkehr abebbt, geht es für das Auskunftspersonal etwas ruhiger zu. Täglich ist der Counter von 06 bis 24 Uhr besetzt. Übrigens: Der Servicepoint der Bahn auf dem Querbahnsteig liegt schon auf fremden Gebiet, denn er gehört zur ECE, die die Promenaden mit ihren Einkaufs- und Servicemöglichkeiten betreibt und die wie immer reichlich frequentiert werden.

Gleise 11 und 12, 09:40 Uhr: ICE 505 nach München und RB 20 von und zurück nach Eisenach fahren fast zur gleichen Zeit in den Hauptbahnhof ein, beide Zügen waren voll, Menschen verlassen den Bahnhof, nicht wenige unter ihnen, die die Regionalbahn genutzt haben, kommen mit Rad.

Wenig später, 10:16 Uhr, steht der ICE nach Hamburg bereit. Mit ihm wird Elizabeth W. (20) fahren. Die Psychologiestudentin ist eigentlich in Chicago zu Hause und hat hier in Leipzig eine Freundin besucht. „Ich reise gerne mit der Bahn, wenn ich in Deutschland bin“, sagt sie. „Das ist bequem. Bei uns in den Staaten ist das ja nicht so ausgeprägt.“

Gleis 11, 12:42 Uhr: Pünktlich auf die Minute fährt der ICE aus Berlin ein. Zu den Aussteigenden gehört Brigitte D. (81). Die Rentnerin wohnt in Neubrandenburg und ist seit 9 Uhr unterwegs. Zunächst ging es mit der Regionalbahn bis Berlin Hbf., dann umsteigen und weiter mit dem ICE. „Alles hat reibungslos geklappt und stehen musste ich auch nicht“, meint die jünger wirkende Frau. Dann hält sie Ausschau nach Sohn und Schwiegertochter, die sie abholen wollen. Sie winkt ihnen zu, ergänzt noch schnell: „Zweimal im Jahr komme ich nach Leipzig, auch jetzt freue ich mich wieder, die Kinder zu sehen. Außerdem ist hier viel mehr los als bei mir zu Hause.“ [...]