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Leipzig im Krieg

Was mit voller Wucht zurückschlug

Es gibt einige Stellen im Leipziger Stadtbild, die weisen noch heute unverkennbare Spuren des Krieges auf. Gebäude mit Einschusslöchern oder Gehwegplatten mit Geschossspuren. Narben in Stein. Auch solche Anblicke bringen uns ins Bewusstsein, was hier vor über 70 Jahren geschah und wovon fast keine Stadt in Deutschland verschont blieb.

Text: Björn Wilda & Foto/Quelle: Stadtgeschichtliches Museum Leipzig


In den frühen Morgenstunden des 1. Septembers 1939 nahm das deutsche Linienschiff „Schleswig-Holstein“ die Westerplatte, auf dem sich ein Stützpunkt der polnischen Armee befand, unter Beschuss. Was mit dem Überfall auf Polen begann, entwickelte sich zum schlimmsten aller Kriege in der Geschichte der Menschheit. Sechs Jahre dauerte dieser Zweite Weltkrieg, der auf drei Kontinenten tobte und am Ende rund 60 Millionen Menschen das Leben kostete. Die meisten Opfer hatten die Sowjetunion mit 27 Millionen und China mit 13,5 Millionen Toten zu beklagen. Nazideutschland hatte seinen Expansionsdrang mit rund 6,5 Millionen Toten bezahlen müssen. Dieser 1. September ist zum Inbegriff einer menschlichen Katastrophe geworden. Deshalb steht das Datum auch für Gedenken und Mahnen – es ist der „Weltfriedenstag“, der nach dem Krieg international Eingang fand. Wobei die Wege im geteilten Deutschland unterschiedlich verliefen. Seit Beginn der 1950er Jahre wurde in der DDR der 1. September als „Tag des Friedens“ bzw. als „Weltfriedenstag“ bezeichnet. Verbunden war dieser Tag mit Aufrufen an die Öffentlichkeit, in Versammlungen und Kundgebungen für den Weltfrieden einzutreten. In der Alt-BRD ging die Initiative für diesen Gedenktag vom DGB aus. Der Gewerkschaftsbund rief erstmals am 1. September 1957 unter dem Motto „Nie wieder Krieg“ zu Aktionen auf. Das Bekenntnis für Frieden und gegen Krieg anlässlich des Weltfriedenstages wird bis heute mit Kundgebungen bekräftigt. Selbst 74 Jahre nach Kriegsende sind Spuren in vielen deutschen Städten längst nicht verblasst. Auch Leipzig als damalige „Reichsmessestadt“ blieb von der Katastrophe nicht verschont, denn der von Deutschland angezettelte Krieg schlug nun mit voller Wucht zurück. Zwischen 1943 und 1945 wurde die Stadt mehrmals durch alliierte Kampfflugzeuge angegriffen. Die ersten Bomben direkt auf das Stadtgebiet fielen allerdings bereits in der Nacht zum 11. Oktober 1940, die Schäden jedoch blieben gering. Bis zum 27. März 1943 herrschte für Leipzig relative Ruhe, dann sollte der 4. Dezember 1943 der Tag des stärksten und verheerendsten Angriffs auf die Stadt werden. [...]