logo2016

Heute schon gelacht?

Die Kraft des hüpfenden Zwerchfells

Jeden Freitagabend begrüßt Oliver Welke ein Millionenpublikum zur „heute-show“, einer Nachrichtensatire im ZDF. Der Moderator blickt darin mit wechselnden Gästen auf das politische Wochengeschehen zurück, Menschen und Ereignisse des öffentlichen Lebens werden dabei aufs Korn genommen. Ganz nebenbei wird dadurch auf Missstände aufmerksam gemacht und Kritik geübt – ein erstaunliches Gesamtpaket, was Humor hier bietet und das alles GEZ-finanziert! Doch nicht alle können oder wollen mitlachen. Humor hat auch Feinde, wie zugleich noch viele weitere positive Effekte.

Text: Sandy Feldbacher & Illustration: Schwarwel


Schon in der Antike gab es Amüsantes. Aristoteles soll im Rahmen seiner Poetik neben je einem Buch über Tragödie und Epos auch eins über die Komödie sowie das Lächerliche verfasst haben. Der Witz an dieser Geschichte: Genau dieses Werk gilt bis heute als verschollen. Umberto Eco vermutet in seinem berühmten Roman „Der Name der Rose“, dass ein grummeliger Mönch im Mittelalter dafür gesorgt habe, dass jeder, der das Buch liest, stirbt und es schließlich vernichtet wird. Der Grund: Es sei gotteslästernd, so banale Dinge wie die Komödie zu verherrlichen und Humor deshalb gefährlich und überflüssig. Tatsächlich waren Mittelalter und Renaissance deutlich ernster als die Hochkultur der Griechen. Lustiges wurde aus Kirche und höfischer Kultur verdrängt und zu einem Thema der Volkskultur.
Auch im Zeitalter der Aufklärung hatte Humor keinen guten Ruf, sondern wurde als Vergehen gegen das Ideal der Ernsthaftigkeit und logischen Argumentation aufgefasst. In Leipzig vertrieb man in dieser Zeit sogar den Humor der Volkskultur in Gestalt des Hanswurst, einer derb-komischen Figur der deutschen Stegreifkomödie, die von Wandertheatergruppen auf Jahrmärkten aufgeführt wurde, aus der Stadt. Federführend war hier der Gelehrte Johann Christoph Gottsched zusammen mit der Schauspielerin Friederike Caroline Neuber. Die beiden wollten auf diese Weise Qualität und Sozialstatus der deutschen Komödie anheben. Ironie der Geschichte – die Schauspielgruppe der Neuberin konnte aus finanziellen Gründen nicht ganz auf die Figur des Hanswursts verzichten – derbe Witze sind nun mal meist die besseren.
Eine besondere Form des Humors ist Satire, die häufig bis ins Äußerste geht – eine Kunst, über die nicht jeder lachen kann. Vor allem wenn man selbst betroffen ist. Bekanntestes Beispiel der jüngeren Geschichte ist wohl der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan, der 2016 auf ein Schmähgedicht des deutschen Satirikers Jan Böhmermann mit einer Klage samt politischer Spannungen reagierte. Trauriger Höhepunkt des Satire-Unverständnisses: Ein Jahr zuvor hatten sich islamistische Terroristen die französische Satirezeitschrift „Charlie Hebdo" als Anschlagsziel ausgesucht – weil diese eine Mohammed-Karikatur des dänischen Zeichners Kurt Westergaard abgedruckt hatte. Zwölf Redakteure der Zeitung wurden bei dem Terroranschlag getötet. [...]