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Die Georg-Schumann-Straße im Wandel der Zeit, Teil 2

In unserer neuen Straßen-Serie beschäftigen wir uns diesmal mit der Georg-Schumann-Straße im Nordwesten unserer Stadt. Sie verbindet die Stadtteile Gohlis, Möckern und Wahren und ist mit über 5,4 km eine der längsten Straßen Leipzigs mit entsprechend hoher Verkehrsbelastung. In den letzten Jahren hat die Magistrale ihre Funktion als urbane Wohn- und Geschäftsstraße weitgehend verloren. Wir zeichnen ihre Entwicklung von ihren Anfängen bis zu den heutigen Bemühungen, sie wieder lebens- und erlebenswert zu machen.

Text: Björn Wilda & Foto: Das Restaurant Chausseehaus um 1900 (Quelle: Stadtgeschichtliches Museum)

Verschwundene & erhaltene Wahrzeichen

Wer als ahnungsloser Nichtleipziger an der Haltestelle „Chausseehaus“ aussteigt, wird selbiges nirgendwo sehen und irritiert sein. Doch der Beginn der Hallischen Straße bzw. späteren Georg-Schumann-Straße ist immer mit jenem Gebäude verbunden. Weil der Volksmund hartnäckig ist (nicht anders ist es ja beim „Adler“ in Kleinzschocher). Im Chausseehaus, erbaut 1853, nahm bis 1885 der Chausseewärter Wegegeld ein, weil hier der Stadtrand lag. Dann wurde Geld ausgegeben, denn das kleine Haus verwandelte sich in eine Gastwirtschaft mit Freisitz. Doch mit Essen und Trinken war‘s bald vorbei, die Lokalität stand schlichtweg im Wege: Weil das Gebäude im Zuge von Straßenausbau immer mehr zum Verkehrshindernis geriet, wurde es 1911 abgerissen. Dafür hat sich neben dem Wahrener Rathaus ein anderes Wahrzeichen an der Magistrale bis heute eindrucksvoll erhalten: der Viadukt. Die Preußische Staatsbahn erbaute bis 1905 die Bahnstrecke Leipzig-Leutzsch-Leipzig-Wahren des Leipziger Güterrings. Wozu dann die das Ortsbild prägende ziegelsteinerne Verbindungsbrücke gehörte. Am 9. April 1905 wurde sie mit dem ersten Güterzug Wahren-Leutzsch befahren. Die Brücke selbst hat inklusive der Dammschüttungen eine Länge von ca. 4 km.
Die Bogenspannungen sind über der Halleschen Straße 24 Meter, über dem Elsterfluss 36 Meter breit, die Höhe der Brücke zwischen 12 und 18 Meter. Die Steigung von Leutzsch nach Wahren beträgt ca. 35 Meter, weshalb früher Schiebmaschinen nötig waren, bei den heutigen Lokstärken und der Elektrifizierung natürlich längst hinfällig.
Das Bauwerk ist wahrhaft identitätsstiftend für viele Anwohner heute. Der 1992 gegründete Bürgerverein Möckern/Wahren e.V. publiziert seine Zeitung unter dem Titel „Viadukt“ mit entsprechendem Logo. Schauen wir mal vorbei. Der Bürgerverein hat seinen Sitz in der Georg-Schumann-Straße 294 in dem 1995 errichteten gläsernen Mehrzweckgebäude, den Viadukt gleichsam direkt im Rücken. Gegenwärtig hat der Bürgerverein 65 Mitglieder, und genauso hoch ist der Altersdurchschnitt. Durchaus ein Problem. [...]