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Den Straßenmagazinen auf internationaler Spur

Straßenzeitungen sind in den deutschsprachigen Ländern etabliert und weit verbreitet. In nahezu jeder größeren Stadt geben sie Personen, die von Wohnungslosigkeit betroffen oder bedroht sind, eine menschenwürdige Alternative zum Betteln. Doch wie bekannt sind Straßenmagazine in anderen Ländern? Woher kam die erste Straßenzeitung? Und gibt es Unterschiede im internationalen Verkauf? Diesen Fragen sind wir auf die Spur gegangen.

Text & Illustration: Anika Krasa


Die allererste Straßenzeitung hieß „Street News“ und wurde im Jahr 1989 in New York aus der Taufe gehoben. Nach dem New Yorker Vorbild wurde zwei Jahre später die Londoner Variante „The Big Issue“ (www.bigissue.com) ins Leben gerufen – bis heute die wohl einflussreichste Straßenzeitung weltweit. Als größte Straßenzeitung des United Kingdom ist sie in vielen britischen Städten vertreten und wagte sogar den Schritt auf den globalen Zeitungsmarkt mit Ablegern in Australien, Südafrika, Japan, Taiwan und Südkorea. 1994 gründete „The Big Issue“ den bekanntesten Dachverband für Straßenzeitungen: das „International Network of Street Papers“ (www.insp.ngo), dem sich mehr als 100 Straßenmagazine aus 35 verschiedenen Ländern angeschlossen haben, darunter auch viele aus Deutschland. Dieser Zusammenschluss macht sich für den Austausch zwischen den Redaktionen verschiedener Straßenblätter stark, unterstützt Neugründungen und betreibt Forschung zum Wirken des Formats. Auf einer virtuellen Weltkarte listet das „International Network of Street Papers“ (INSP) eine InternaÜbersicht all ihrer Mitgliedszeitungen und -magazine auf. Es springt ins Auge, dass Straßenmagazine auf dem europäischen und nordamerikanischen Kontinent verbreitet sind, wobei Deutschland eine besonders große Dichte aufweist (fast 40 Magazine).

Auch in Osteuropa und Skandinavien sind Straßenmagazine aktiv. Einige wurden sogar in Südamerika gegründet, zum Beispiel in Brasilien, Argentinien, Kolumbien und Peru. Dagegen ist die Idee in weiten Teilen Asiens und Afrikas bisher nicht angekommen. Doch laut eigenen Angaben arbeitet das INSP gemeinsam mit der britischen „The Big Issue“ und lokalen Akteuren vor Ort an der Etablierung von Straßenzeitungen in Kenya, Namibia, Zambia, Malawi und Burundi.

Manche Straßenzeitungen wurden ursprünglich von obdachlosen Menschen selbst verfasst, während mittlerweile professionelle Redakteur/innen für den Inhalt zuständig sind. Der schwedische Forscher Jan Magnusson hat sich mit dem Konzept der Stockholmer Straßenzeitung „Situation Sthlm“ beschäftigt und unterscheidet zwei Modelle, nach denen die meisten Formate operieren. Unterschieden werden das „Business Model“, für welches „The Big Issue“ das beste Beispiel darstellt, und das „Charity Model“. [...]