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Diversität als Alltag

Vor rund drei Jahren öffnete sich die Freien Oberschule Leipzig – Rahn Education zum Förderbereich hin und unterrichtet seitdem in der Südvorstadt Kinder mit und ohne Förderbedarf gemeinsam. Die KiPPE traf sich mit Johanna Müller, Förderschullehrerin und seit zweieinhalb Jahren Standortleiterin für den Fachbereich Inklusion an der Rahn-Oberschule zum Gespräch über die besondere Schulform.

Interview: Sandy Feldbacher & Foto: Freie Oberschule Leipzig – Rahn Education

KiPPE: Warum hat die Rahn-Oberschule zwei Standorte?
Johanna Müller: Den Standort, der jetzt in der Salomonstraße ist und vorher hier in der Kochstraße war, gibt es seit 15 Jahren. Die ehemalige Schulleiterin kommt ursprünglich aus Berlin und brachte alternativere Schulkonzepte mit. Sie sprach sich irgendwann für einen Standort aus, der noch mehr individuelle Förderung bietet, und hat deshalb die Gründung des Inklusionsstandorts unterstützt. Und vor dreieinhalb Jahren haben wir die Dependance vom großen Standort hier mit dem Gedanken aufgemacht, dass das Haus in der Kochstraße der geschütztere Raum ist, weil es hier nicht so viele Kinder gibt und die Lage nicht so präsent ist. In der Salomonstraße findet das große Campus-Leben statt: verschiedene Schulen, wesentlich mehr Angebote, Schüler/innen, Lehrkräfte und Räumlichkeiten.

Haben alle Kinder, die hier zur Schule gehen, einen besonderen Förderbedarf?
Wir haben maximal 20 Kinder in einer Klasse, davon kommt etwas mehr als die Hälfte ohne Diagnose, dann haben wir eine Handvoll Kinder, die mit einer attestierten Teilleistungsstörung kommen, also z.B. LRS, Dyskalkulie, ADHS, und noch ein paar Kinder pro Klasse, die mit einem attestierten Förderbedarf kommen. Wir nehmen alle Förderbedarfe auf: Sehen, Hören, emotional-sozial, Lernen, geistige Entwicklung. Vor den letzten beiden schrecken viele Schulen zurück, weil in den Fällen lernzieldifferent gearbeitet werden muss, d.h. ich muss das Material für die Kinder nicht nur in der Struktur, sondern auch inhaltlich anders gestalten, wenn ich dem einzelnen Kind gerecht werden will, und das ist natürlich ein enormer Mehraufwand. Um dem gerecht zu werden, muss Schule anders funktionieren. [...]