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Leipziger Gärten (1): „Bin ich jetzt spießig?”

Alles neu macht bekanntlich der Mai. Gleichzeitig ist es Zeit für eine neue KiPPE-Serie! Deshalb starten wir in dieser Ausgabe eine Reihe zu Leipziger Kleingärten. Darin wollen wir jeden Monat eine liebevoll bepflanzte Parzelle samt Besitzern vorstellen. Wer dabei sein oder einen Garten vorschlagen möchte, kann sich gern bei uns melden. In der ersten Folge haben wir Pauline Szyltowski einen Besuch in ihrem Garten im Kleingärtnerverein Gartenfreunde Lößnig-Dölitz 1899 e.V. abgestattet. Die 33jährige Connewitzerin ist freie Journalistin und schreibt regelmäßig ehrenamtlich für die KiPPE.

Text: Sandy Feldbacher & Foto: Enrico Meyer

Pauline hat ihren Kleingarten von ihrem Freund Nicola zum 30. Geburtstag geschenkt bekommen. Familie und Freundeskreis aben sich daran beteiligt. Nicola wollte, dass sie einen Ort für sich hat, wo sie kreativ sein kann. Pauline malt in ihrer Freizeit, und dafür sei in der gemeinsamen Altbauwohnung, die sich das Paar mit zwei Katzen teilt, nicht immer genügend Platz und Ruhe. Deshalb sei die Wahl auf einen Garten mit einer Laube mit großem Fenster für gute Lichtverhältnissen auch im Innenraum gefallen.

Als neue Gartenbesitzerin fragte sich Pauline als erstes: „Bin ich jetzt spießig?“ Doch schnell merkte sie, dass auch viele junge, alternative Leute aus Connewitz einen Garten haben, um etwas mit den eigenen Händen anbauen zu können. Es gebe zwar auch noch ältere Gartenbesitzende, die in das Spießigkeitsstereotyp passten, doch zeichne sich gleichzeitig mehr und mehr ein Generationswechsel ab. Außerdem ist Paulines Gartengestaltung das Gegenteil von spießig: Als sie den Garten übernahm, war er ganz geradlinig mit Beton, Kies und Rosen angelegt. Die Journalistin ordnete die Beete dagegen wellenförmig an, so dass die Energie fließen könne, wie Connewitsie mit einem Schmunzeln bemerkt. Daneben gibt es schattenspendende Obstbäume, ein Kräuterbeet mit u.a. Minze, Sauerampfer, Liebstöckel und Schnittlauch, Obststräucher, Blumen und viel Wiese, was vom Gartenvereinsvorstand schon einmal angekreidet worden sei, da laut Vereinssatzung ein Drittel des Gartens Nutzfläche sein müsse. Doch Pauline wolle ohnehin im Anbetracht der steigenden Lebensmittelpreise mehr Obst und Gemüse anbauen. Dafür habe sie für dieses Jahr zwei Gewächshäuser für z.B. Tomaten und ein Hochbeet für Dinge, die man schnell ernten könne, wie etwa Rucola und Spinat, geplant. „Ich finde es toll, wenn Pflanzen auch mal allein klar kommen und ich die Beete nicht ständig betüddeln muss“, antwortet Pauline auf die Frage, was ihr beim Gärtnern wichtig sei. Schließlich solle ja noch Zeit bleiben zum Malen und zum Besuch empfangen. Letzteres sei insbesondere in den Lockdowns wertvoll gewesen: „Als alles geschlossen hatte und man sich nur innerhalb eines 15-Kilometer-Radius bewegen durfte, konnten sich meine Mutter und ich in meinem Garten treffen und hatten so die Möglichkeit, uns zu sehen und mal aus Haus und Wohnung rauszukommen. Bei Lichterkette und mit einem Gasheizer haben wir Karten gespielt und auch mit Freunden gab es hier Koch- und Spieleabende“, erzählt Pauline. Neben einer kleinen Küchenzeile, Staffelei und Malutensilien gibt es in der Laube auch eine Sitzecke mit einer Couch zum Relaxen. [...]