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Was uns Gedenktafeln erzählen

Leipzig ist reich an Denkmälern. Da gibt es die Statuen von Bach, Leibniz, Clara Zetkin, Carl Heine, Samuel Hahnemann, Mendelssohn-Bartholdy, Schiller… Gegossen in Bronze, gemeißelt in Sandstein oder Marmor. Nicht zu übersehen sind sie in der Innenstadt und wurden gerade wieder in der Hoch-Reisezeit bei touristischen Führungen mit angesteuert. Etwas im Schatten stehen dagegen Haus- und Gedenktafeln, die nicht gleich auf den ersten Blick auszumachen sind. Sie erinnern an Persönlichkeiten oder Ereignisse in Leipzig. Diese Tafeln wiederum gibt es auch in anderen Stadtteilen. Wir stellen einige vor.

Text & Foto: Björn Wilda


Wie viele Gedenk- bzw. Haustafeln es in Leipzig gibt, ist kaum zu ermitteln, es mögen derzeit etwa 100 sein. Es kommen immer wieder neue hinzu. So wurden zuletzt Tafeln angebracht, die an die Schriftstellerin und Klinger-Gefährtin Elsa Asenijeff (Wohnhaus Schwägrichenstraße 11 im Musikviertel), an die Ärztin und Aufklärerin Prof. Lykke Aresin (Philipp-Rosenthal-Straße 57) sowie an den Typografen und Buchgestalter Jan Tschichold (Wohnhaus Schorlemmerstraße 8 in Gohlis) erinnern. Als jüngste Ehrung kam Ende Juli 2022 jene für die englische Komponistin, Dirigentin, Schriftstellerin und Frauenrechtlerin Ethel Smyth (1858–1944) in der Salomonstraße 19 (Zentrum-Ost). In Leipzig hatte die couragierte Frau wichtige Lebensjahre verbracht.

Zu den ältesten Haustafeln gehört jene am Schillerhaus in Gohlis. An dem einstigen Bauernhaus und jetzigem Museum prangt die goldverzierte Tafel, die an Schillers Aufenthalt im Sommer 1785 erinnert und er hier u. a. die erste Fassung von der Ode an die Freude zu Papier brachte. Die Tafel wurde im November 1841 auf Initiative Robert Blums angebracht. Blum selber erhielt seine Würdigung an der Fassade des Alten Rathauses, von dessen Balkon aus er während der 1848er Revolution zu den Massen sprach. 1849 starb er in Wien den Märtyrertod. Jene Tafel am Alten Rathaus verweist somit auf ein Ereignis in der Leipziger Geschichte. Zur gleichen Kategorie gehört z. B. auch die 2020 an der Runden Ecke angebrachte Tafel, die an die Befreiung Leipzigs durch US-Truppen im April 1945 erinnert. Dagegen auf ein unrühmliches Kapitel in der Geschichte der Stadt verweist seit 2020 eine Gedenktafel im Durchgang des Alten Rathauses. Es geht um die Hexenverfolgungen, die in Leipzig von 1479 bis 1730 anhielten. Von insgesamt 250 Verurteilten fanden 72 den Tod. [...]