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Zauber des Augenblicks

„Drum hab ich mich der Magie ergeben“
Ein Blick in Leipzigs Zauberbücher

Was ist Magie? Die Frage scheint auf den ersten Blick einfach zu beantworten: Magie ist geheimes Wissen, mit dessen Hilfe sich Natur und Mensch beeinflussen lassen. Natürlich, sofern man die notwendigen rituellen Handlungen genauestens ausführt, die richtigen Hilfsmittel einsetzt und die korrekten Worte spricht. Magie kann Unheil bannen (u.a. in Form von Amuletten) und Ordnung stiften. Magie kann aber auch Schaden bewirken, sodass Kühe keine Milch mehr geben, die Liebe in einem Menschen versiegt oder das Wetter plötzlich Kapriolen schlägt. Magie macht vieles möglich – ob in früherer Zeit real geglaubt oder aber in unserer Fantasie, nicht umsonst sind wir fasziniert von Harry Potter, Gandalf & Co. oder lassen uns gern von Zaubershows ins Reich der Illusionen führen. Vielleicht ist am Ende ja doch nicht alles bloß Schall und Rauch?

Text: Constance Timm


Ob Segenssprüche, das Entzünden von Geburtstagskerzen oder der Glücksbringer auf Reisen, noch heute, moderne Zeiten hin oder her, sind wir von Magie umgeben, auch wenn wir sie nicht als solche bezeichnen, sie gar transformiert haben – von der Wort-, Sprach- und Alltagsmagie in den Bereich der Technik, die zunehmend den Part des „Magischen“ bestimmt.

Magie ist Teil des Menschen und der Mensch ist Teil der Magie. So ist es auch kein Wunder, dass sie über das Geheimnisvolle und bei ihren jeweiligen Zeitgenossen oftmals auch über das Furchterregende hinaus als Inspiration für Wissenschaft, Kunst und Literatur gedient hat. Magie, das ist der erhoffte Blick hinter den Schleier, das „Mehr“, das man nicht benennen kann. Für Goethes Faust, der am Wissen oder durch das Wissen verzweifelt, scheint sie die einzig logische Lösung zu sein, um am Ende zu erkennen, „was die Welt im Innersten zusammenhält“.

Ähnlich mögen vielleicht auch die anonymen Verfasser jener Zauberbücher oder besser Zaubermanuskripte gedacht haben, die als „Leipziger Magica-Sammlung“ bekannt ist und sich seit 1962 in der Universitätsbibliothek Leipzig befindet. Hierbei handelt es sich um die europaweit größte Sammlung von ritual-magischen Texten der Frühaufklärung in einer öffentlichen Bibliothek überhaupt. Vormals gehörten die Texte der Leipziger Ratsbibliothek, wobei nicht abschließend geklärt ist, durch welche Hände sie zuvor gewandert sind. [...]