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Bekannt wie ein „Bunter Hund“

Es ist ein schöner Mittwoch im Mai in Grünau. Auf dem Schoß einer kleinen, älteren Dame maunzt ein stattlicher Kater in seinem Transportkorb. Neben ihr sitzt ein junger Punker mit grünem Iro und streichelt beruhigend seinen Schäferhund. Alle vier warten gemeinsam mit anderen Patienten im Vorzimmer der Tierärztin Dr. Martina Menzel. Eine Streetworkerin bestätigt auf einer Liste die Anwesenheit mit einem Häkchen, und in den Unterhaltungen werden Tipps zur Haustierhaltung ausgetauscht. Das Wartezimmer ist nicht sehr groß, aber liebevoll eingerichtet. An einer Seite steht eine Waage für die Hunde und ein Napf zum Trinken. Der Raum ist gut durchgelüftet und riecht nach frisch gemähtem Gras. Punkt 12 Uhr öffnen sich die Türen und ich kann die Praxis betreten und im Wartezimmer Platz nehmen.

Text: Katrin Böhme/Redaktion EinDruck & Foto: Bunter Hund Leipzig e.V.

Die Dame mit ihrem Kater Noah fühlt sich hier willkommen und wertgeschätzt, so als ob sie sich nicht von „normalen“ Tierhaltern unterscheidet. Sie zeigt ihren Überweisungsschein für Noah, den andere Tierhalter nicht benötigen. Im Behandlungszimmer wird sie von einer Studentin mit einem Lächeln empfangen. Einfühlsam und mit vielen Streicheleinheiten untersucht sie das Tier – wiegt ihn, misst seine Temperatur und tastet die Organe ab. Als Wohnungskatze erhält er seine jährliche Impfung gegen Katzenschnupfen und eine Wurmbehandlung. Für Fragen, im Umgang mit dem Tier und der Ernährung nimmt sich die Ärztin Zeit. Eine Tablette für die Wurmbehandlung gibt es für zu Hause mit. Noah hat keine Angst vor der Tierärztin. Der Behandlungsraum ist gut gelüftet, strahlt Ruhe aus und wirkt auf Halter und Tier entspannend.

Die Praxis von Martina Menzel ist keine gewöhnliche Praxis und ihre Patienten und Tierhalter sind es einmal im Monat auch nicht, denn die Tierärztin engagiert sich beim „Bunten Hund“. Der Verein setzt sich für Tiere ein, deren Halter obdachlos, suchtkrank, psychisch krank oder bedürftig sind und sich somit keinen Tierarztbesuch leisten können. Er bietet eine kostenlose tierärztliche Grundversorgung an. Ein Streetworker oder Sozialarbeiter stellt einen Überweisungsschein aus und meldet das Tier mit seinem Besitzer an. [...]