Seit Oktober 2021 hat Leipzig einen queer-feministischen Sexshop für alle: das Juicy! Was genau in diesem Laden in Connewitz verkauft wird und wie er arbeitet, erzählen Linda und Julez, zwei von vier aus dem Juicy-Kollektiv. Linda ist hauptsächlich zuständig für Workshops und Öffentlichkeitsarbeit, Julez vor allem für das Laden-Tagesgeschäft und den Einkauf.
Interview: Katja Röckel & Foto: Enrico Meyer
Katja Röckel: Ein queerer Sexshop für alle. Was heißt das genau?
Linda: Wenn man an Sexshops denkt, haben viele Bilder von Orten im Kopf, wo nicht unbedingt alle Menschen und Bedarfe gesehen werden und sich alle wohlfühlen können. Wir möchten mit unserem Sexshop diesen Menschen, das sind vor allem queere und FLINTA-Personen (Abkürzung für Frauen, Lesben, Inter, Nichtbinäre, Trans und Agender Menschen, Anm. d. Red.), einen Raum geben, wo ihre Bedarfe im Fokus stehen. Aber natürlich nicht nur. Die Sachen, die wir hier haben, sind für alle Menschen spannend, frei von irgendwelchen Schubladen und Vorstellungen, wie Sex sein soll, frei von Performance-Druck. Davon können alle Menschen profitieren, denn es geht darum, das eigene Begehren zu finden.
Welche Notwendigkeiten bedingen sich dadurch?
Linda: Wir haben zum Beispiel bei der Auswahl des Sortiments darauf geachtet, dass darauf keine expliziten Darstellungen abgebildet sind. Damit Menschen, die vielleicht ihren ersten Sexshop-Besuch erleben, nicht überfrachtet werden mit Sexualität, sondern hier ganz unaufgeregt stöbern können. Es ist ein Mischkonzept, das heißt neben dem Anal-Plug stehen auch Literatur und Postkarten, so dass man sich ganz vorsichtig an das Thema herantasten kann. Wir achten auch darauf, dass wir hier einen diskriminierungssensiblen Raum haben. Das heißt, dass wir keine Abbildungen oder Verpackungen haben, auf denen sexistische oder rassistische Stereotype reproduziert werden.
Julez: Wir sehen es als Prozess, den Raum immer weiter zu öffnen. Für Menschen mit Behinderungen soll es als nächstes eine Rampe geben und weitere Barrieren sollen nach und nach abgebaut werden. Unser Ziel ist, für alle offen zu sein. [...]