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Interview: 15 Jahre SAFE – Straßensozialarbeit für Erwachsene

2009 startete das zunächst durch EU-Gelder geförderte Modellprojekt „Mobile Streetwork – Von der Straße ins Leben“ in Trägerschaft der SZL Suchtzentrum gGmbH im Leipziger Westen. Auftrag war, Menschen, die sich damals noch vielerorts im öffentlichen Raum zum Alkohol trinken trafen, bei Bedarf einen niedrigschwelligen Zugang zum sozialen Hilfesystem Leipzigs zu ermöglichen. Bis heute haben sich sowohl das Projekt, heute SAFE – Straßensozialarbeit für Erwachsene, als auch die Problemlagen auf den Straßen der Messestadt verändert. Über die Anfänge und die Entwicklung sprach die KiPPE mit den beiden Mitarbeitenden der ersten Jahre, Jaqueline Nebel und Tino Neufert.

Interview: Sandy Feldbacher & Foto: Enrico Meyer

KiPPE: Bitte stellt euch selbst kurz vor.
Jacqueline Nebel: Ich bin Sozialpädagogin, war von Anfang 2010 bis 2013 bei „Mobile Streetwork“ und arbeite heute in einem anderen Projekt desselben Trägers, dem Ambulant betreuten Wohnen. Da habe ich zuletzt das Wohnprojekt am Schönauer Ring in Grünau aufgebaut. Mein Herz schlägt nach wie vor für das Klientel, auch wenn ich keine klassische Streetworkerin mehr bin, aber wir arbeiten teilweise auch aufsuchend.
Tino Neufert: Ich bin heute Projektleiter beim Streetwork des SZL, bin also dabeigeblieben und mittlerweile der alte Hase. Aktuell leite ich drei Teams: den Hilfebus und die Teams „Konsum“ und „Wohnen“ hier in Leipzig. Zwei von denen habe ich auch begründet.

Welche Erinnerungen habt ihr an den Anfang des Projekts?
T.N.: Am 15. Dezember 2009 ging’s los. Ich hatte keine Vorerfahrungen in diesem Bereich und war erst einmal einen Monat alleine, weil Jacqueline noch in einem anderen Job tätig war. Die Idee zu dem Projekt hatte eigentlich die Leipziger Grünen-Fraktion, die im Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), der sehr bau- und investitionslastig ist, einen Absatz gefunden hatte, mit dem Personalkosten für soziale Projekte begründet werden konnten. Die Idee wurde dann vom Stadtrat beschlossen und durch die Verwaltung umgesetzt. Bewilligt wurden schließlich zwei Stellen auf zwei Jahre mit einem Optionsjahr. Unsere damaligen SZL-Projektleiter Thomas Nerger und Hendrik Lenga-Radzuweit haben dann mit ihrem Konzept den Zuschlag erhalten. Die inhaltliche Ausgestaltung war nicht festgeschrieben. Das hatte auch Vorteile. Wir sind zunächst einfach im öffentlichen Raum rumgelaufen und haben evaluiert, wo die Leute sind. Dann haben wir sie angesprochen und uns vorgestellt.
J.N.: Ich glaube, wir haben genau das Richtige gemacht, indem wir Kontakt und Beziehungen mit den Leuten aufbauten. Wir haben nicht gestört, erstmal nur Smalltalk gehalten und wollten nichts von ihnen, das macht ja auch wenig Sinn. [...]