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„Wir müssen den Schwächsten in der Gesellschaft bessere Angebote machen.“

Der Ökonom Prof. Dr. Moritz Schularick ist Präsident des bedeutenden Kieler Weltwirtschaftsinstituts und forscht auch zu ökonomischer Ungleichheit. Im Exklusivinterview mit HEMPELS spricht er über eine gerechtere Verteilung von Reichtum und Vermögen, warum er eine Erbschaftssteuer für richtig hält und dass die Transformation des Klimawandels keine sozialen Schieflagen verursachen darf. Und darüber, was er von der Politik für die nächsten Jahre erwartet.

Interview: Peter Brandhorst, Holger Förster / Foto: Holger Förster


Ein Wintervormittag im Kieler Institut für Weltwirtschaft. Für gewöhnlich bietet sich von hier ein offener Blick auf die Förde, an diesem Morgen sind nur Nebelhörner vorbeifahrender Schiffe zu vernehmen. Auf dem Konferenztisch steht neben einem Keksteller und Mineralwasser auch Kaffee aus fair gehandelten Bohnen. „Bedienen Sie sich gerne“, sagt Institutspräsident Schularick zur Begrüßung. Na, dann mal los mit den Fragen.

Herr Professor Schularick, Deutschland ist ein reiches Land. Wie ließe sich dieser Reichtum gerechter verteilen?
Das ist die große Frage. Wenn – und das kann ich gut nachvollziehen – diese Parallelität von enormem Reichtum und sozialer Prekarität für Sie unerträglich ist, dann muss man in der Tat sagen, dass wir den Schwächsten in dieser Gesellschaft bessere Angebote machen müssen, damit sie wieder in die Gesellschaft integriert und voll zu ihr beitragen können.

Welche Angebote sollten das sein?
Da geht es um grundlegende Dinge wie Gesundheitsversorgung und jetzt im Winter natürlich die Versorgung mit Wohnraum. Aber auch zum Beispiel um Schulungen. Wir haben praktisch Vollbeschäftigung, wer arbeiten will und kann, kriegt auch einen Job. Aber manchmal gibt es ganz praktische Hindernisse: Bankkonten oder Adressen zum Beispiel, die Probleme machen. Sie sprechen jetzt aber mit dem Präsidenten eines Weltwirtschaftsinstituts und nicht mit einem Sozialpolitiker. Zu den konkreten Hürden und wie man sie im Detail am besten beseitigt, können andere mehr sagen. [...]